Dienstag, 27. November 2007

Steinzeit-Menschen trugen Hüte, Jacken, Hosen und Schuhe


















Wiesbaden (welt-der-steinzeit) - Die Jäger und Sammlerinnen in der Steinzeit vor etwa 35.000 bis vor etwa 10.000 Jahren trugen Lendenschürze, Hüte, Jacken, Hosen, Mäntel, Gürtel, Knöpfe und Schuhe. Dies berichtet der Wiesbadener Wissenschaftsautor Ernst Probst in seinem inzwischen vergriffenen Taschenbuch "Rekorde der Urzeit".

Die ältesten archäologischen Hinweise auf Kleidung findet man an manchen Kunstwerken aus der Kulturstufe des Aurignacien in Europa. Das nach einer Fundstelle in Frankreich benannte Aurignacien währte in Mitteleuropa von vor etwa 35000 bis 29000 Jahren. Die Jäger und Sammler des Aurignacien waren in Mitteleuropa die ersten anatomisch modernen Menschen. Sie haben auch die ersten Kunstwerke geschaffen, unter denen es Menschendarstellungen gibt, deren Details mitunter Anhaltspunkte für die damalige Bekleidung liefern. Demnach scheinen die damaligen Jäger und Sammler im Sommer unter anderem einen Lendenschurz getragen zu haben.

Die älteste Darstellung eines Lendenschurzes ist auf einem Elfenbeinplättchen mit dem Halbrelief eines Menschen aus der Geißenklösterlehöhle (Alb-Donau-Kreis) in Süddeutschland erkennbar. Der lange Fortsatz zwischen den Beinen wird von manchen Prähistorikern als Lendenschurz gedeutet. Dieses Kunstwerk stammt aus dem Aurignacien vor mehr als 32 000 Jahren.

Die älteste Darstellung einer Kopfbedeckung ist aus dem Gravettien vor mehr als 21 000 Jahren in Frankreich bekannt. Dabei handelt es sich um ein aus Mammutelfenbein geschnitztes Köpfchen aus der Grotte du Pape von Brassempouy in Frankreich, das eine kapuzenartige Kopfbedeckung trägt. Das Gravettien ist nach einem französischen Fundort benannt und währte etwa von 28 000 bis 21 000 Jahren.

Die frühesten Darstellungen von Gürteln fand man ebenfalls auf Kunstwerken aus dem Gravettien in Frankreich. Je ein Gürtel ist an einer männlichen Elfenbeinfigur aus der Grotte du Pape von Brassempouy und an einer männlichen Figur auf einem Kalksteinrelief in der Halbhöhle von Laussel bei Marquay in der Dordogne zu sehen.

Die besten Hinweise über die Kleidung in der Altsteinzeit lieferten drei Bestattungen aus dem Gravettien vor mehr als 21000 Jahren in Sungir bei Vladimir unweit der russischen Hauptstadt Moskau. Aus der Lage des aufgenähten Schmuckes aus Tierzähnen, Mammutelfenbein und durchlochten Schneckengehäusen ließ sich das Aussehen der damaligen Ober- und Unterbekleidung rekonstruieren. Die 1964 in Sungir entdeckte Bestattung eines Mannes zeigte, dass dieser eine Jacke aus Pelz oder Leder ohne Vorderausschnitt, eine Hose aus Pelz oder Leder sowie leichte Schuhe in der Art indianischer Mokassins trug. Die Hose wurde an den Knien und an den Knöcheln durch eine lederne Schärpe zusammengezogen, die mit Perlen geschmückt war. Die 1969 gefundenen Bestattungen von zwei Kindern in Sungir lieferten Anhaltspunkte für eine reich mit Knochenperlen verzierte Pelzmütze, eine kurzgeschnittene Oberbekleidung und Pelzstiefel.

Die ältesten Darstellungen von einer den ganzen Körper bedeckenden Bekleidung wurden an den sibirischen Fundorten Buret und Malta in der Gegend von Irkutsk entdeckt. Es handelt sich in beiden Fällen um schlanke und hohe Menschenfiguren mit eng anliegender Bekleidung und den Kopf bedeckender Kapuze. Diese Darstellungen sind schätzungsweise mehr als 15 000 Jahre alt.

Zu den ältesten Knöpfen gehören die Funde vom Petersfels bei Engen-Bittelbrunn (Kreis Konstanz) in Süddeutschland. Diese Knöpfe in schmaler D-Form aus fossilem Holz (Gagat), Sandstein und Knochen sind von Jägern und Sammlern aus dem Magdalénien vor mehr als 12 000 Jahren hinterlassen worden.