Wiesbaden (welt-der-steinzeit) - Die ersten Wagen mit hölzernen Scheibenrädern rollten in der Zeit vor mehr als 3000 Jahren v. Chr. in Asien (Mesopotamien) und Europa (Deutschland, Polen, Ungarn). Die Wagen in Mesopotamien wurden von Rindern und Halbeseln (Onager) gezogen, diejenigen in Europa von Rindern. Die Erfindung von Rad und Wagen dürfte in verschiedenen Gegenden Asiens und Europas in geringen zeitlichem Abstand erfolgt sein.
Die ältesten Wagenreste in Deutschland kamen im Meerhusener Moor bei Aurich in Niedersachsen zum Vorschein. Sie stammen aus der Zeit vor mindestens 3000 v. Chr. Dabei handelt es sich um einteilige Scheibenräder, hölzerne Wagenachsen. Teile von Mitteldeichseln, Reste eines Oberwagens und eines Doppeljochs. 50 Hufschalen von Rindern zeigen, welche Zugtiere damals verwendet wurden. Einige Jahrhunderte jünger dürften die Funde von Scheibenrädern aus Bad Waldsee-Aulendorf (Baden-Württemberg) und Seekirch-Achwiesen (Baden-Württemberg) sein. Die in Norddeutschland geborgenen Wagenräder hatten runde Achslöcher und drehten sich auf den starren Achsen. Dagegen hatten die in Süddeutschland gefundenen Wagenräder viereckige Achslöcher und saßen starr auf den rotierenden Achsen.
Der älteste Hinweis auf die Existenz von Wagen in Österreich wurde auf dem Jennyberg bei Mödling in Niederösterreich entdeckt. Dort fand man das Bruchstück eines tönernen Wagenmodells aus der Zeit der Badener Kultur. Auch dieses seltene Stück stammt aus der Zeit vor mindestens 3000 v. Chr.
Die ältesten Darstellungen von Wagen und Zugtieren in Deutschland wurden vor etwa 3000 v. Chr. von Angehörigen der jungsteinzeitlichen Wartberg-Gruppe in die Wände des Steinkammergrabes von Züschen bei Lohne in Nordhessen eingemeißelt. Die Wartberg-Gruppe ist nach einem Berg in Nordhessen benannt, auf dem typische Keramikreste dieser Kulturstufe geborgen wurden, die einst außer in Teilen von Hessen auch in Nordrhein-Westfalen und Thüringen verbreitet war. Die Zweiradwagen auf dem Züschener Steinkammergrab wurden von abstrakt dargestellten Rinderpaaren gezogen.
Die ältesten Radspuren in Deutschland kamen bei der Untersuchung eines Großsteingrabes der Trichterbecher-Kultur aus der Zeit vor mehr als 3000 v. Chr. in Flintbek (Kreis Rendsburg-Echernförde) zum Vorschein. Dort entdeckte der Ausgräber Dieter Stoltenberg die Fahrspuren der beiden Scheibenräder eines Karrens, mit dessen Hilfe der störende Lehm in der Baugrube des Großsteingrabes weggefahren wurde. Die Fahrspuren ließen sich über eine Strecke von etwa 20 Metern verfolgen. Sie endeten an einem von insgesamt vier Großsteingräbern, die von einer etwa 54 Meter langen und mehr als 18 Meter breiten Steineinfassung umgeben und durch einen Hügel bedeckt wurden. Die Eindrücke im Boden sind 5 Zentimeter breit und rechteckig geformt. Dem Abstand der beiden Fahrstreifen zufolge hatte der Karren eine Breite von etwa 1,20 Meter.
Die ältesten Wagenreste der Schweiz haben ein Alter von etwa 4500 Jahren. Die im Bereich ehemaliger Seeufersiedlungen entdeckten Wagenreste lassen sich nicht immer eindeutig einer bestimmten Kultur zuordnen. Sicher ist jedoch. daß diese frühen Gefährte von Angehörigen der Rhone-Saone-Kultur zwischen etwa 2800 und 2400 v. Chr. und Menschen der Schnurkeramischen Kultur zwischen etwa 2800 und 2400 v. Chr. benutzt wurden. Der eindrucksvollste Fund gelang in der Seeufersiedlung Zürich-Dufour-Straße, Dort wurden beim Bau eines Pressehauses drei Scheibenräder aus Buchenholz geborgen. die entweder von einem vierrädrigen Wagen, dessen viertes Rad verlorenging. oder von zwei zweirädrigen Wagen stammen.