Wiesbaden (welt-der-steinzeit) - Die ersten Tauschgeschäfte gab es in der Zeit des Aurignacien vor mehr als 30000 Jahren. Sie erfolgten bei Begegnungen mit fremden Jägern und Sammlern, die man bei Jagdexpeditionen oder bei Wanderungen zu neuen Lagerplätzen traf. Dabei wechselten seltene Steinarten und als Schmuck geschätzte formschöne Muscheln oder Schneckengehäuse den Besitzer. Die Tauschobjekte stammen teilweise aus weit entfernten Gebieten. Auf rege Tauschgeschäfte zu so früher Zeit deutet ein Versteck von etwa 8000 kleinen Meeresmuscheln in der Grotte du Cavillon bei Grimaldi in Italien hin. Manche Prähistoriker bringen dieses Schmuckdepot jedoch mit Opfergaben in Verbindung.
Die frühesten Tauschgeschäfte in Deutschland wurden im Aurignacien vor mehr als 30000 Jahren abgeschlossen. Als Beweis dafür gilt ein in der Geißenklösterlehöhle in Baden-Württemberg entdeckter, von Menschenhand bearbeiteter Anhänger aus grünlichbraunem Speckstein, wie er im Fichtelgebirge (Bayern) oder in der Schweiz vorkommt.
Die ersten Tauschgeschäfte in Österreich sind ebenfalls aus dem Aurignacien vor mehr als 30000 Jahren dokumentiert. Von der Fundstelle Kamegg in Niederösterreich kennt man Schmuckschnecken aus Südungarn und aus dem Gebiet des ehemaligen nördlichen Jugoslawien. In Krems-Hundssteig (Niederösterreich) wurden Schmuckschnecken aus dem Mittelmeer geborgen. Und in Langmannersdorf hat man einen Bemsteinanhänger entdeckt, der auf dem Tauschweg nach Niederösterreich gelangt sein dürfte. Dies sind die ältesten Fälle von "Schmuckhandel" in Österreich.
Die ersten Tauschgeschäfte in der Schweiz sind für die Zeit des Magdalénien vor mehr als 11500 Jahren nachgewiesen. Das zeigen zahlreiche Schmuckfunde aus fremden Gegenden, die in Höhlen der Nordostschweiz zum Vorschein kamen. So stammen die Schmuckschnecken aus der Kastel- und Kohlerhöhle (beide im Kanton Bern), dem Abri Chesselgraben und der Rislisberghöhle (beide im Kanton Solothurn) und aus der Hollenberghöhle 3 (Kanton Basel-Land) entweder aus Deutschland (Mainzer Becken), Belgien (Belgisches Becken) oder aus Frankreich (Pariser Becken). Andere Schmuckschnecken aus nordwestschweizerischen Höhlen sind im Mittelmeergebiet oder in der Region der oberen Donau aufgelesen worden. Diese Schmuckstücke dürften über viele Zwischenhändler in die Schweiz gelangt sein.