Dienstag, 29. Januar 2008

Die ältesten Befestigungen Deutschlands

Wiesbaden (welt-der-steinzeit) - Die ältesten Befestigungen Deutschlands wurden zur Zeit der Linienbandkeramischen Kultur (vor etwa 5500 bis 4900 v. Chr.) errichtet. Dazu gehören beispielsweise die Befestigungen von Eilsleben in Sachsen-Anhalt und von Köln-Lindenthal in Nordrhein-Westfalen. In Eilsleben hat man über eine Länge von 170 Meter den bisher ältesten Graben Mitteleuropas nachgewiesen, der eine Siedlung aus der ältesten Phase der Linienbandkeramischen Kultur schützte. Er war mehr als 3 Meter breit, 2,50 Meter tief und umzog ein annähernd rundes Areal. Später erweiterten Ackerbauern und Viehzüchter aus der jüngsten Phase dieser Kultur die Anlage um eine Fläche von 100 Meter Breite und 60 Meter Lange. Diese befestigte Siedlung mit einer Fläche von vier Hektar wurde von einem mehr als 6 Meter breiten und bis zu 3 Meter tiefen Graben umgeben. Ein Erdwall an der Innenkante des Grabens und ein Zaun aus Rutengeflecht schützten die Bewohner und deren Haustiere vor Raubtieren und Angriffen menschlicher Zeitgenossen. Im Inneren der Befestigung standen bis zu 30 Meter lange Pfostenhäuser, deren Rutenflechtwände mit Lehm verstrichen waren. Die Fundstelle Eilsleben wird seit 1974 durch das Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle/Saale untersucht - Die befestigte Siedlung von Köln-Lindenthal wurde schon 1928 bei Abtragungsarbeiten für den geplanten Botanischen Garten der Universität entdeckt. In Köln-Lindenthal hat man mehrere aufeinanderfolgende Graben- und Palisadensysteme mit Spitz- und Sohlgräben ermittelt, die Innenflächen zwischen 12000 und 44000 Quadratmeter umgaben. Auf der Nordseite entdeckte man einen zumeist als Spitzgraben ausgeführten Graben. Er war 1,10 Meter tief, 1,40 Meter breit und hatte einen Durchmesser von 142 Meter. An seiner Innenseite stieß man auf Reste eines Erdwalles. Die Gräben und Palisaden schlossen in den ältesten Besiedlungsphasen noch keine Häuser ein; die Behausungen wurden außerhalb der Befestigung errichtet Die Siedlung von Köln-Lindenthal umfaßte insgesamt 86 Pfostenhäuser, die heute 16 verschiedenen Bauperioden zugewiesen werden können. Es gab also in jeder Besiedlungsphase drei bis fünf Häuser. Die Behausungen waren 10 bis 35 Meter lang. Außer in Sachsen-Anhalt und Nordrhein-Westfalen kennt man auch aus Baden-Württemberg, Bayern, Rheinland-Pfalz, Hessen und Niedersachsen Reste von Befestigungen der Linienbandkeramischen Kultur.